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 Klasse Paul Klee  Akademie  Düsseldorf  1931-1933 Blick in die Ausstellung 2011 Messestände 2012/13/14 Paul Klee und seine Schüler Deutsch/Englisch Katalog  
       

Aus der Form geboren
Derived from Form

AUS DER FORM GEBOREN
Klee als Wegbereiter der Kunst nach 1945
von Maxi Sickert
Einleitung zum Buch"Aus der Form geboren"Schüler der Klasse Paul Klee 1931-1933

Ich habe mich nie um die andern gekümmert, sondern einfach gearbeitet, ließ alles wachsen. Das Malen ist mir nicht leichtgefallen. Ich hatte sehr große Mühe. (…) Es war kein Krampf, es war ein Müssen. (…) Manche nehmen das Malen sehr leicht, besonders hier im Rheinlande, scheinbar geht die Welle sehr hoch. Paul Klee, Düsseldorf 1933

Der 1879 in Bern geborene Maler Paul Klee war von 1921 bis 1931 Meister am Bauhaus in Weimar und Dessau und bis 1933 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Als Maler und Lehrer wurde der zu Lebzeiten heftig umstrittene Künstler von seinen Studenten verehrt und von seinen Kollegen geschätzt und unterstützt.

Das von Walter Gropius verfasste Gründungsmanifest des Bauhauses von 1918 entwarf die Vision einer Moderne, die sich, in Anlehnung an die Ideen der russischen Oktoberrevolution zur Neuordnung der Gesellschaft , bewusst von den Strukturen eines als elitär empfundenen akademischen Kunstbegriffs distanzierte und die Kunst in den Dienst des Handwerks stellte. Daher kamen reine Malklassen am Bauhaus zuerst nicht vor. Erst mit dem Umzug des Bauhauses von Weimar nach Dessau 1925, konnten Wassily Kandinsky und Paul Klee freie Malklassen durchsetzen, die von den Studenten kontrovers diskutiert wurden . Drei der "Lehrlinge", wie die Studenten am Bauhaus genannt wurden, waren in Dessau Eugen Batz, Emil Bert Hartwig und Frieda Kessinger, die sich später Petra Petitpierre nannte. Sie wurden in die Malklasse Klees aufgenommen und folgten ihm 1931 als Meisterschüler an die Kunstakademie Düsseldorf. Weitere Meisterschüler waren August Preuße, Hubert Berke, Georg Jakob Best und Walter Erben, der später aufhörte zu malen und über Kunst schrieb .

Die kurze Zeit in Düsseldorf bildet im Werk von Paul Klee eine eigenständige Einheit in der Entwicklung seiner divisionistischen- und Streifenbilder . Dieses Buch konzentriert sich neben Klee und seiner Werkentwicklung vor allem auf seine Studenten an der Kunstakademie Düsseldorf, die seine in ihren jeweils eigenen künstlerischen Positionen weiterführten und damit der Kunstentwicklung nach 1945 entscheidende Impulse gaben. Nur Emil-Bert Hartwig distanzierte sich von Klee nach dessen fristloser Entlassung von der Akademie und trat 1933 der nationalsozialistisch orientierten Künstlergruppe Schanze bei.Die kurze Zeit in Düsseldorf bildet im Werk von Paul Klee eine eigenständige Einheit in der Entwicklung seiner divisionistischen- und Streifenbilder . Dieses Buch konzentriert sich neben Klee und seiner Werkentwicklung vor allem auf seine Studenten an der Kunstakademie Düsseldorf, die seine Arbeit in ihren jeweils eigenen künstlerischen Positionen weiterführten und damit der Kunstentwicklung nach 1945 entscheidende Impulse gaben.

Zu den Schülern Klees, die zusammen mit ihm die Akademie verließen, gehörte die Schweizer Malerin Petra Petitpierre, die bis zu Klees Tod 1940 engen Kontakt zu ihm hatte, danach für seine Frau Lily Klee den Nachlass sortierte und viele seiner Arbeiten restaurierte . Sie entwickelte daraufhin bis zu ihrem frühen Tod 1959 ein intensives und verletzliches Spätwerk, das im vorliegenden Buch umfangreich dokumentiert ist.

Seine Schüler Hubert Berke, August Preuße und Eugen Batz, die ebenfalls mit dem Lehrverbot Klees die Hochschule verließen, setzten die Ideen ihres Lehrers ganz unterschiedlich um. Während Berke sich zunehmend von der Form befreite, arbeitete der 1942 im Krieg gefallene Preuße mit naiven, spielerischen und pflanzenähnlich verschlungenen Motiven; Batz konzentrierte sich in seinen feingliedrigen, verästelten Aquarellen auf Farben und Farbverläufe. Vor dem Hintergrund zunehmender Repressionen im Deutschland der Dreißigerjahre, sowie der Kriegs- und Nachkriegserlebnisse, entwickelte sich die Malerei der Kleeschüler seltsam sanft und introspektiv und mündete Anfang der Fünfzigerjahre in die lyrische Abstraktion des deutschen Informel, mit dem die Wiederaufnahme deutscher Kunst nach 1945 begann.

Publiziert September 2011 von der ZELLERMAYER Galerie Berlin

FUSSNOTEN / FOOTNOTES
(1) Die ursprüngliche Idee der Architekten Henry van de Velde und Walter Gropius war die Rückbesinnung auf das Handwerk und die gestalterische Intention, experimentell und manuell eine neue Formensprache zu entwickeln. Ein Leitbild des Bauhauses war, die Architektur als Gesamtkunstwerk mit den anderen Künsten zu verbinden. Das Staatliche Bauhaus war vom Gründer Walter Gropius als eine Arbeitsgemeinschaft gedacht, in der die Unterscheidung zwischen Künstler und Handwerker aufgehoben werden sollte. Durch ihre Arbeit wollten die Mitarbeiter des Bauhauses gesellschaftliche Unterschiede beseitigen und zum Verständnis zwischen den Völkern beitragen. Schon bald nach der Gründung war das Bauhaus starken Angriffen ausgesetzt: es wolle die Kunst zugunsten des Handwerks vernachlässigen.
(2) Das Stuttgarter Neue Tageblatt druckte am 24. Oktober 1919 das Flugblatt von Willi Baumeister und Oskar Schlemmer ab, indem beide Künstler Klees Berufung an die Stuttgarter Akademie forderten. Daraufhin warnte am 30. Oktober 1919 die Württemberger Zeitung vor Klees perversen Radierungen und Zeichnungen als Ausdruck eines wurzellosen, krankhaften Zeitgenossen. Die Akademie lehnte Klees Berufung ab. 1920 wurde er an das Bauhaus in Weimar berufen.
(3) Aus dem Bauhaus Manifest von Gropius 1918: "Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! Denn es gibt keine "Kunst von Beruf". Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers. Gnade des Himmels läßt in seltenen Lichtmomenten, die jenseits seines Wollens stehen, unbewußt Kunst aus dem Werk seiner Hand erblühen, die Grundlage des Werkmäßigen aber ist unerläßlich für jeden Künstler. Dort ist der Urquell des schöpferischen Gestaltens. Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die klassentrennende Anmaßung, die eine hochmütige Mauer zwischen Handwerkern und Künstlern errichten wollte! Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens." Die Russische Revolution im Februar und Oktober 1917 beendete die Zarenherrschaft und war von der Hoffnung begleitet, die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen der Gesamtbevölkerung würden sich durch Teilhabe an Bildung und wirtschaftlichen Gütern verbessern. Die Novemberrevolution in Deutschland von 1918/1919 führte in der Endphase des Ersten Weltkriegs zur Umwandlung des Deutschen Reiches von einer Monarchie zu einer Republik. Viele Künstler sahen die Aufgabe der Kunst darin, diese neue Zeit auszudrücken und zu gestalten.
(4) Die Russische Revolution im Februar und Oktober 1917 beendete die Zarenherrschaft und war von der Hoffnung begleitet, die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen der Gesamtbevölkerung würden sich durch Teilhabe an Bildung und wirtschaftlichen Gütern verbessern. Die Novemberrevolution in Deutschland von 1918/1919 führte in der Endphase des Ersten Weltkriegs zur Umwandlung des Deutschen Reiches von einer Monarchie zu einer Republik. Viele Künstler sahen die Aufgabe der Kunst darin, diese neue Zeit auszudrücken und zu gestalten.
(5) Max Bill schrieb dazu 1955 in einem Essay (wiederveröffentlicht in F. Whiteford 1993): "Das Malen war uns sehr verpönt. (…) Aber im Untergrund gab es eine maladie de la peinture, eine Art schleichende Sucht nach den verbotenen Früchten."
(6) Erben schrieb unter anderem "Picasso und die Schwermut - Versuch einer Deutung", L. Schneider Verlag, Heidelberg 1947, "Chagall - der Maler mit den Engelsflügeln, Prestel Verlag, München 1957, sowie "Joan Miró - Mensch und Werk", Prestel Verlag, München 1959.
(7) Zu dem Begriff Divisionismus und Klees Werkgruppe der Streifenbilder siehe Kapitel Paul Klee als Lehrer
(8) Detaillierte Liste aus dem Briefwechsel zwischen Petra Petitpierre und Lily Klee aus dem Nachlass der Künstlerin, siehe Kapitel Petra Petitpierre

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Maxi Sickert:
DERIVED FROM FORM
Klee as artistic precursor after 1945


Derived from Form
by Maxi Sickert
I have never cared about others, but simply worked, let everything grow. I didn't take painting easy. I had to take great effort. (...) It wasn't a cramp; it was a must . (...) Some take painting very easy, especially here in the Rhine area, apparently the wave rises very high.
Paul Klee, Düsseldorf 1933


The painter Paul Klee, born 1879 in Bern, was a master at the Bauhaus in Weimar and Dessau from 1921 until 1931 and, until 1933, professor at the Art Academy in Düsseldorf. As an artist, he was the subject of great controversy during his life, but held in exceedingly high esteem by his students as well as his colleagues who supported him.

In 1918 Walter Gropius published the fundamental manifesto for the Bauhaus , in which he conceived the vision of a modernity which borrowed from the ideas of the Russian revolution concerning a new social order . He intentionally distanced himself from the elite academic concept of art and propagated art which served as an aid to crafts. Thus, originally, pure painting classes were not held at the Bauhaus. Only after the Bauhaus moved from Weimar to Dessau in 1925, Wassily Kandinsky and Paul Klee were able to establish free painting classes which were discussed quite controversially by the students . Three of the "apprentices", as the students of the Bauhaus were called, were Eugen Batz, Emil Bert Hartwig and Frieda Kessinger, who later was known as Petra Petitpierre. They entered the painting class of Klee and followed him to the Art Academy in Düsseldorf as master students in 1931. Further master students were August Preuße, Hubert Berke, Georg Jakob Best as well as Walter Erben, who later stopped painting and wrote about art.

The short time in Düsseldorf created a separate unit in the development of Klee's divisionistic and stripe paintings . This book concentrates not only on Klee but essentially on his students at the art academy in Düsseldorf, who developed Klee's ideas further in their own artistic positions and gave decisive impulses to the development of art after 1945. Only Emil Bert Hartwig did not follow Klee's precepts after Klee was dismissed and joined the Nazi-friendly art group Schanze in 1933.

The students of Klee that left the academy with him included Swiss painter Petra Petitpierre who remained in close contact with Klee until he died in 1940 and afterwards organized his estate for Klee's wife Lily and restored many of his paintings as well . She developed an intense and vulnerable late work that is extensively documented in this book. His students Hubert Berke, August Preuße and Eugen Batz, who also left the academy with him, advanced the ideas of their teacher in various and different ways. Berke increasingly rejected form. Preuße, (1942 suffocated in war) worked with naive and playful forms and motives similar to plants. Batz concentrated on his delicate and finely ramified water colors, on color forms and gradients. While in the thirties in Germany repression constantly increased, and in the presence of the war and the post-war times, the paintings of the Klee students developed a strangely soft and introspective style which turned into the lyrical abstraction of the German Informel at the beginning of the fifties. This led to the renewal of German art after 1945.

published in September 2011 by ZELLERMAYER Galerie Berlin

FUSSNOTEN / FOOTNOTES
(1) The original idea of the architects Henry van de Velde und Walter Gropius was to recall the crafts and creative intention, experimentally and manually to develop an new language of forms. A goal of the Bauhaus was to connect architecture as a total work of art (Gesamtkunstwerk) with other forms of art. The founder Walter Gropius conceived of the Staatliche Bauhaus as a working collective in which the difference between artist and craftsman would be eliminated. The members of the Bauhaus wanted to eliminate the social division and led to understanding and harmony between nations. Almost immediately after it was established, the Bauhaus was vehemently attacked and was accused of neglecting art and emphasizing crafts.
(2) The Stuttgarter Neue Tageblatt printed the leaflet of Willi Baumeister and Oskar Schlemmer on the 24th of October, 1919. Both of them demanded that Klee be appointed to the Stuttgart academy. Following this the Württemberger Zeitung warned the public of Klee's perverted etchings and drawings and called them the expression of a rootless and sick contemporary. The academy refused to appoint Klee. He was called to the Bauhaus in Weimar in 1920.
(3) Taken from the Bauhaus manifesto by Gropius in 1918: "Architects, sculptors, painters; we must all return to the basis as craftsmen. There is no such thing as "art as a profession". There is no essential difference between the artist and the craftsman. The artist is simply an intensification of the craftsman. Thank God that in rare moments, beyond his will, art appears unconsciously from the hand of an artist but the fundamental basis in craftsmanship is necessary for every artist. That is the well of every creative effort. Thus we should create a new union of craftsmen without the presumption of a division in classes which constructs an arrogant wall between artists and craftsmen. Let us conceive and create together a new future, in which everything will be together in one construction: architecture, sculpture and painting which rise towards heaven out of a million hands of craftsmen and will be understood as a concept of a new type of believing."
(4) The Russian Revolution in February and October 1917 ended the reign of the czars and was accompanied by the hope that the economic and social situation of the common people would be improved through participation in education and property ownership. The German Revolution of 1918/1919 led to the change in Germany from monarchy to a republic at the end of the war. Many artists believed that the task of art would be to express and form this new era.
(5) Max Bill wrote in an essay 1955 (republished by F. Whiteford 1993) "painting was strongly discouraged (...). But the underground there was a sort of maladie de la peinture, a sort of creeping addiction for the forbidden fruit."
(6) Erben wrote, among other publications, "Picasso and Depression - Attempt at an Interpretation", L. Schneider publishing house, Munich, 1957, as well as "Joan Miró - Man and his Work", Prestel publishing house, Munich, 1959.
(7) For more about Divisionism and Klee's stripe paintings see chapter "Klee as Teacher".
(8) Detailed list of the correspondence between Petra Petitpierre and Lily Klee from the estate of the artist, see chapter "Petra Petitpierre".



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