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Über ZELLERMAYER Galerie Berlin
Thomas Lange

Der Eros des Verkaufs


Ein für mich wichtiges Ereignis war der Beginn unserer Zusammenarbeit im Garten ihres Hauses in Dahlem, in dem sie zu der Zeit ihre Ausstellungen machte.

Wir saßen auf der Terrasse, es war Sommer 1983, und wir aßen Erdbeeren mit Schlagsahne, ich war fünfundzwanzig und enttäuscht von der Berliner Situation und dankbar, dass sich da wirklich jemand für mich engagieren wollte und war sofort bereit, im Privathaus Carsta Zellermayer-Lorenzen auszustellen (Carsta hatte natürlich längst die Galerie am Fasanenplatz im Auge, hat es mir aber nicht erzählt, vielleicht wollte sie mich testen). Kurzum, auf einmal 1983 war ich Künstler einer Galeristin namens Carsta Zellermayer, die nicht nur schon ein ganz schön bewegtes Leben hinter sich hatte und natürlich vor sich, denn sie hatte ja die Freude mich kennenzulernen, sondern auch als Galeristin schon einiges auf dem „Kerbholz“. Galeristen sind schließlich Ausstellungsmacher, die verkaufen und verkaufen müssen, und sie sind mit den drei schwierigsten Typen von Menschen die ich kenne konfrontiert mit den Kunden, mit den Künstlern und mit sich selbst!

Nachdem Carsta das Glück oder Pech hatte, die alten gemieteten Räume am Fasanenplatz zu verlassen, weil sie die ehemaligen Räume der „Mini Metro“ in der Ludwigkirchstraße/Ecke Uhlandstraße übernehmen konnte, hat sich ihr Programm einerseits verändert, andererseits sein Grundprinzip beibehalten: „Risikiausstellungen“ junger Künstler, Themen, die nicht im Trend liegen und wenn ja dann mit Verspätung.

Sie hat Wolf Vostell ausgestellt und die frühen Bilder aus den 50er Jahren von allan Kaprow, viele Künstler haben ihre Performances im Dahlemer Haus gemacht, viele Künstler des DAAD haben bei ihr ausgestellt, wie u.a. Gary Kuehn, Laszlo Lakner, Jiri Kolar, Armando, Kaprow und György Jovanovics.
 


1984 hat sie 37 Künstler aus der New Yorker East Village Szene, die das erste Mal mit ihren Arbeiten in Deutschland zu sehen waren, gezeigt. Darunter Künstler wie: James Brown, Donald Baechler, Keith Haring, Peter Schuff und Richard Hambleton. Sie liebt die Arbeiten von Antonius Höckelmann und Jiri Kolar und hoffentlich auch von Thomas Lange. Dieter Hacker, Urs Lüthi Victor Mira, Anselm Kiefer (1979!), Erwin Wurm, Frank Dornseif, William Gear, Frank Thiel, Martin Zeller und viele mehr hat sie gezeigt und zu den neueren Galeriekünstlern zählen Leute wie Clinton Storm, Lienhard von Monkiewitsch, Lun Tuchnowski und Adamski.

Sie geht auf Messen und sie produziert Kataloge und wenn alle anderen stöhnen, verkauft sie, denn sie hat den Eros des Verkäufers, aber auch der Verkäuferin. Sie hat die gleiche Panik vor düsteren Zeiten wie alle und vergisst das dann auch wieder, indem sie das Geld zum Fenster rausschmeißt, sie hat oft Haare auf den Zähnen und übernimmt gleichzeitig die Patenschaft für Kinder in Bolivien, sie ist Großmutter geworden, weigert sich aber, sich Oma nennen zu lassen, sie hat den Tick, den alle erfolgreichen Galeristen haben, sie meint die einzige zu sein, die Ausgaben hat, dass der Künstler ohne Galeristen nichts ist, dass sie die Künstler die sie mag, wenn schon nicht heiraten, so doch fressen möchte und dass sie sich bevor sie Gefahr läuft, sich über sich selbst zu ärgern, doch lieber über die anderen ärgert. Wenn man seit fast 18 Jahren Künstler der Zellermayer Galerie ist so wie ich, vermischt sich die geschäftliche Beziehung mit der persönlichen und man erfährt immer mehr Dinge über den anderen, die man manchmal nicht wissen möchte. So lässt man sich wie in jeder gut funktionierenden Ehe (Lassen wir den Sex mal beiseite) den Freiraum für das persönliche Geheimnis und wie in einer Ehe ohne Gütertrennung ist das Verhältnis zwischen der Galeristin und dem Künstler so, dass beide hoffen, dass es nie zur Scheidung kommt, denn dann würden beide kräftig draufzahlen.


gogo
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