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für mich wichtiges Ereignis war der Beginn unserer Zusammenarbeit im Garten
ihres Hauses in Dahlem, in dem sie zu der Zeit ihre Ausstellungen machte.
ir
saßen auf der Terrasse, es war Sommer 1983, und wir aßen Erdbeeren
mit Schlagsahne, ich war fünfundzwanzig und enttäuscht von der Berliner
Situation und dankbar, dass sich da wirklich jemand für mich engagieren
wollte und war sofort bereit, im Privathaus Carsta Zellermayer-Lorenzen auszustellen
(Carsta hatte natürlich längst die Galerie am Fasanenplatz im Auge,
hat es mir aber nicht erzählt, vielleicht wollte sie mich testen). Kurzum,
auf einmal 1983 war ich Künstler einer Galeristin namens Carsta Zellermayer,
die nicht nur schon ein ganz schön bewegtes Leben hinter sich hatte und
natürlich vor sich, denn sie hatte ja die Freude mich kennenzulernen, sondern
auch als Galeristin schon einiges auf dem „Kerbholz“. Galeristen sind schließlich
Ausstellungsmacher, die verkaufen und verkaufen müssen, und sie sind mit
den drei schwierigsten Typen von Menschen die ich kenne konfrontiert mit den
Kunden, mit den Künstlern und mit sich selbst!
achdem
Carsta das Glück oder Pech hatte, die alten gemieteten Räume am Fasanenplatz
zu verlassen, weil sie die ehemaligen Räume der „Mini Metro“ in der Ludwigkirchstraße/Ecke
Uhlandstraße übernehmen konnte, hat sich ihr Programm einerseits
verändert, andererseits sein Grundprinzip beibehalten: „Risikiausstellungen“
junger Künstler, Themen, die nicht im Trend liegen und wenn ja dann mit
Verspätung.
ie
hat Wolf Vostell ausgestellt und die frühen Bilder aus den 50er Jahren
von allan Kaprow, viele Künstler haben ihre Performances im Dahlemer Haus
gemacht, viele Künstler des DAAD haben bei ihr ausgestellt, wie u.a. Gary
Kuehn, Laszlo Lakner, Jiri Kolar, Armando, Kaprow und György Jovanovics.
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hat sie 37 Künstler aus der New Yorker East Village Szene, die das erste
Mal mit ihren Arbeiten in Deutschland zu sehen waren, gezeigt. Darunter Künstler
wie: James Brown, Donald Baechler, Keith Haring, Peter Schuff und Richard Hambleton.
Sie liebt die Arbeiten von Antonius Höckelmann und Jiri Kolar und hoffentlich
auch von Thomas Lange. Dieter Hacker, Urs Lüthi Victor Mira, Anselm Kiefer
(1979!), Erwin Wurm, Frank Dornseif, William Gear, Frank Thiel, Martin Zeller
und viele mehr hat sie gezeigt und zu den neueren Galeriekünstlern zählen
Leute wie Clinton Storm, Lienhard von Monkiewitsch, Lun Tuchnowski und Adamski.
ie
geht auf Messen und sie produziert Kataloge und wenn alle anderen stöhnen,
verkauft sie, denn sie hat den Eros des Verkäufers, aber auch der Verkäuferin.
Sie hat die gleiche Panik vor düsteren Zeiten wie alle und vergisst das
dann auch wieder, indem sie das Geld zum Fenster rausschmeißt, sie hat
oft Haare auf den Zähnen und übernimmt gleichzeitig die Patenschaft
für Kinder in Bolivien, sie ist Großmutter geworden, weigert sich
aber, sich Oma nennen zu lassen, sie hat den Tick, den alle erfolgreichen Galeristen
haben, sie meint die einzige zu sein, die Ausgaben hat, dass der Künstler
ohne Galeristen nichts ist, dass sie die Künstler die sie mag, wenn schon
nicht heiraten, so doch fressen möchte und dass sie sich bevor sie Gefahr
läuft, sich über sich selbst zu ärgern, doch lieber über
die anderen ärgert. Wenn man seit fast 18 Jahren Künstler der Zellermayer
Galerie ist so wie ich, vermischt sich die geschäftliche Beziehung mit
der persönlichen und man erfährt immer mehr Dinge über den anderen,
die man manchmal nicht wissen möchte. So lässt man sich wie in jeder
gut funktionierenden Ehe (Lassen wir den Sex mal beiseite) den Freiraum für
das persönliche Geheimnis und wie in einer Ehe ohne Gütertrennung
ist das Verhältnis zwischen der Galeristin und dem Künstler so, dass
beide hoffen, dass es nie zur Scheidung kommt, denn dann würden beide kräftig
draufzahlen.
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